Samstag, 17. Mai 2014

Diagnose: Skorpion mit Aszendent Zwilling



Ich hab irgendwo mal im Zusammenhang mit meinem Blog geschrieben, dass er sich auch mit der Erotik digitalen Daseins beschäftige. Aber dieses Versprechen bisher nicht eingelöst und werde ich heute wohl wieder nicht tun. Aber dafür bekommt ihr heute mal etwas Persönliches zu lesen. Ich sitze gerade im Zug und habe etwas Zeit. Also los:

Diagnose: Skorpion mit Aszendent Zwilling


Ich hab mich nie großartig mit Sternzeichen beschäftigt. Nur das Übliche – ich habe ab und an den beliebig formulierten  Horoskop-Vierzeiler in der Fernsehzeitschrift gelesen und mich damals als Schüler gefragt, warum mich im Beruf Herausforderungen erwarten sollen oder wie meine Ehe den gut laufen könne, wo ich noch nicht mal eine Freundin hatte.

Meine Meinung zu Horoskopen konnte ich bis vor kurzem in einem Wort zusammenfassen: Mumpitz.

Nun wollte es das Leben oder Schicksal oder was auch immer, dass ich mir in den letzten Monaten selbst angefangen habe mir Fragen zu stellen, die ich mir vorher nie so richtig gestellt hatte. Man(n), also ich, hatte so vor sich hingelebt und vieles einfach an- und hingenommen. Als in Gesellschaft unterhaltsamer Typ mit Frauen und Job kommt man nicht so schnell auf die Idee, dass vielleicht irgendwas überdacht werden sollte.

Einschub: Da die meisten Leser mich ja nicht kennen: Ich bin geschieden, habe keine Kinder aber bin sonst rundum versorgt. Habe also keine diagnostizierbaren Probleme wie Armut, Psychosen, Krankheit, Unattraktivität, Kleinwuchs, Adipositas und so weiter. Es gibt also keinen Grund, meinem Geschreibe im Folgenden mehr als ein müdes Lächeln zu schenken.

Was ich gemerkt habe: Es ist nicht gut, wenn man sich mit der eigenen Seele und dem eigenen Leben nur oberflächlich beschäftigt, weil zufällig alles gut läuft. Die Gunst der Familie, der Gene und eines gesunden Selbstbewusstseins ist eine sehr süße Droge, die verhindert, dass man sich selbst ins Gericht geht. Und diese Droge hat bei mir erstaunlich lange funktioniert.

Seit einigen Wochen merke ich, dass ich in mich gekehrt bin und viel mehr nachdenke und fast aufgehört habe lustig vor mich hin zu plappern. Aus der (unerträglichen) Leichtigkeit des Seins wurde so eine Art Anleitung zum Unglücklichsein. Fragen kamen auf nach dem Sinn des Daseins, dem was ich eigentlich will, was ich vom Leben noch erwarte und warum ich zurzeit nicht so fluffig, oberflächlich durch Leben schlendern kann und will. Die erste grobe Lokalisierung meines Zustandes erinnerte mich fatal an einen Spruch, den ich vor vielen Jahren mal auf einer grauen Betonwand gelesen habe:

Es gibt keine Liebe und Romantik, nur Probleme und Sehnsüchte.

Nun bin ich kein Romantiker. Ich finde einen Blowjob an Silvester auf dem Klo der Gastgeber ist Romantik genug. Oder Halogen, statt Neonlicht. Aber an die Liebe glaube ich. Umgekehrt habe ich ja eigentlich keine Probleme (vgl. oben) aber durchaus Sehnsüchte. Insofern deute ich den Spruch meiner Jugend mit der anfänglichen Weisheit des Alters um in:

Ich suche weder Romantik, noch habe ich ernste Probleme. Aber ich suche Liebe und habe Sehnsüchte.

Große Liebe muss ich nicht erklären, die kann man nicht erklären. Wer die nicht kennt, dem fehlt eine seltene und sehr prägende Erfahrung im Leben. Aber Sehnsüchte sind ein weites Feld. Und damit komme ich auf die Überschrift zurück. Neulich erzählte mir eine Horoskop-bewanderte Bekannte beim nächtlichen Bier etwas mehr zu Sternzeichen und Aszendenten. Dass ich Skorpion bin wusste ich. Und so war meine erste Amtshandlung, sofort (kurz vor Mitternacht), meine Mutter anzurufen (zu wecken) und zu fragen um welche Uhrzeit sie mich in die Welt gepresst hat. Ergebnis: Eine irritierte Mutter und mein Aszendent ist Zwilling.  

Und was soll ich sagen, je mehr ich darüber gelesen habe, desto ertappter fühlte ich mich. Ich werde das jetzt nicht erläutern was das Horoskop für mich im Detail bedeutet, das kann ja jede/r Interessierte selbst nachlesen. Aber kurz gesagt: Das ist wohl die Worst-case Konstellation, wenn man an einem beständigen und ruhigen Leben interessiert ist. Was ich vorher eher unterbewusst ahnte wurde mir dabei bewusst: Ich habe mehr und andere Leidenschaften und Sehnsüchte, als ich dachte.

Nein. Ich breite die hier jetzt nicht aus. Geht euch ja auch nichts an.

Aber ich empfehle jedem, mal wirklich in sich zu gehen. Zu suchen und zu forschen, ob da nicht doch etwas in einem ist, das man bisher nicht bewusst wahrgenommen hat. Mir hat dieser seriösere Horoskop-Kram als Zugang zu mir selbst geholfen. Allerdings will ich hier keine bösen Kommentare da unten, wenn dabei bei euch herauskommt, dass ihr eigentlich was ganz anderes wollt, als das was ihr bisher hattet…

So ich geh dann mal ins Bett

 

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