Donnerstag, 8. Januar 2015

Charlie Hebdo - das hat nichts mit dem Islam zu tun...?


Ich las heute morgen das hier auf Soulsaver, das stellvertretend für viele Äußerungen der letzten Stunden steht:

"Beten wir für die Opfer und deren Angehörige!
Man wird uns jetzt in jeder Sondersendung, pflichtbewußt und mantraartig erzählen: Dies hat alles nichts mit dem Islam zu tun!
Seltsam, wieviele Nachrichten des letzten Jahres mit Anschlägen, Terrorakten, Entführungen, Selbstmordanschlägen, „Ehrenmorde“ usw, waren, die dann doch „nichts mit dem Islam“ zu tun hatten?
IS hat nichts mit dem Islam zu tun und diese brutalen Morde natürlich auch nicht!
Wie lange wollen wir uns eigentlich noch von den Medien und den Politikern, die diese Lüge in die Welt setzen für dumm verkaufen lassen!
Man lese den Koran, diese Mordtat ist durch den Koran vollkommen legitimiert!
Wo sind jetzt die Islamversteher und ihre Lichterketten? [...]“

Soulsaver ist nach eigener Aussage "...ein Internetprojekt mit dem Ziel, den christlichen Glauben zu fördern."

Ich sehe das etwas differnzierter:

Es gibt einen radikalen Islamismus, der aus wörtlichen Zitaten und nicht sinngemäßer Interpretation dem Koran diese irrsinnigen Inhalte abringt. Das ist im Übrigen nicht anders, als so mancher radikale Christ - vornehmlich in den USA - der Auge um Auge allzu wörtlich nimnmt. Auch die Kreationisten, die unter Ignoranz aller Wissenschaft behaupten, die Erde sei tatsächlich in sieben Tagen erschaffen worden, sind hier keinen Deut besser. Dabei wurde niemand getötet? Hm, Kreuzzüge (religöser Imperialismus der übelsten Sorte) und Hexenverfolgungen (schwimmt sie ist sie eine Hexe, ertrinkt sie, ist sie reinen Glaubens) und so weiter sind zwei von vielen Belegen dafür, dass das Christentum für unzählige Morde, Kriege, Terrorattacken und Attentate verantwortlich ist. Heute ist das anders? Allein das Kondom-Verbot der Katholischen Kirche tötet täglich unzählige Menschen, die sich mit HIV infizieren. Das ist subtiler Genozid, Terrorismus, ohne AK47, dafür mit dem Deckmantel "Gott will das so". Und wo war der große Aufstand der christlichen Kirchen (Stichwort: Nächstenliebe) im Dritten Reich, als offensichtlich ein illegitimer Genozid stattfand?

Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Und der Hinweis, dass das Christentum durch seine Aufklärung irgendwie "überlegen" sei, ist Unfug. Siehe oben. 

Ich bin gegen jede Form von Radikalismus. Nur: Mord und Totschlag, Krieg und Terror hat der radikale Islamismus nicht gepachtet. Die Geschichte der christlichen Religionen ist ebenfalls voll davon. Ich finde es unerträglich, wenn sich eine Religion über eine andere stellt. Dieses "Ich hab den cooleren imaginären Freund"-Getue ist so armseelig. Das gilt übrigens für ALLE Religionen.

Zur Zeit macht der radikale Islamismus mehr Schlagzeilen, weil beispielsweise der Dronen-Krieg der christlichen Amerikaner gekonnt aus der Berichterstattung rausgehalten wird. Man hat sich daran gewöhnt, dass die Amis Unschuldige töten. Dass Christen zivile, unschuldige Muslime ohne völkerrechtliche Legitimation einfach so töten. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Ich erinnere hier mal an das fünfte Gebot. Die Geschichte fängt früh an. Nicht erst in Palästina und Afghanistan. Und jetzt wundern sich Christen, dass radikale Islamisten entstanden sind, die ohne Sinn und Verstand um sich schießen?

Die Christen haben es ihnen Jahrhunderte vorgemacht und tun es immer noch.

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