Montag, 10. August 2015

Ver.di kündigt neue Kita Streiks an. Was ist uns die Versorgung unserer Kinder wert?



Die Angestellten von Kindertagesstätten werden wieder streiken. Das ist ärgerlich für die vielen berufstätigen Eltern. Für manche der betroffenen Eltern ist das sogar existenzbedrohend, nämlich dann, wenn deren Arbeitgeber ihnen keine Möglichkeit geben, beispielsweise zeitweilig von zuhause aus zu arbeiten oder ihre Kinder mit zur Arbeit zu nehmen.

Der Grund für die erneute Streikankündigung von Ver.di ist der Schlichterspruch, dessen Inhalt die Gewerkschaftsmitglieder als zu kurz gesprungen ablehnen, denn dieser sieht Gehaltserhöhungen zwischen 2 und 4,5 Prozent vor – also einen besseren oder schlechteren Inflationsausgleich. Eine Lohnerhöhung verhält sich auch immer relativ zum Einkommen. Wer bei 9.000 Euro brutto 3 Prozent mehr bekommt, sieht auf seinem nächsten Gehaltszettel 270 Euro mehr. Nicht rasant viel, aber immerhin. Was aber verdienen Kita-Angestellte?

„Laut Lohnspiegel der Hans-Böckler-Stiftung verdienen Erzieherinnen im Durchschnitt brutto monatlich 2540 Euro in Westdeutschland und 2340 Euro in Ostdeutschland.“ (Quelle n-tv)

„Berufseinsteiger in Vollzeit beginnen laut Hocke nach vier bis fünf Jahren Ausbildung mit einem Verdienst von durchschnittlich 2069 Euro brutto.“ (Quelle Focus)

Bei 2500 brutto sind 2,5 Prozent mehr Gehalt 52,50 Euro mehr – brutto. Die also eher mickrigen 2,5-4 Prozent Gehaltserhöhung waren einigen Arbeitgebern schon zuviel, so dass sie drohten selbst die nicht zu zahlen.

Aber das sind nur Zahlenspiele. Was ich damit zeigen will: Erzieher/innen verdienen in der Regel weniger als 1500 Euro netto im Monat, wenn sie Vollzeit arbeiten, was viele von ihnen nicht mal können, weil sie selbst Kinder haben. Ein Chauvi denk sich dabei: Macht ja nichts, solang der Mann bei Bosch gutes Geld verdient, reicht das doch für ein paar Extras. Richtig ist aber: Eine alleinerziehende Erzieherin ist relativ am Arsch. Sie verhungert nicht mit ihrem Kind, aber die tägliche Mangelwirtschaft, insbesondere in großen Städten wie Hamburg und Stuttgart, wo die Kaltmiete pro Quadratmeter die 10 Euro-Marke längst geknackt hat, erinnert diesen Berufsstand daran, dass ihr Job offenbar nicht viel wert ist.

Das kann und darf nicht sein. Für unfassbar teure und unnötige Projekte wie die Elbphilharmonie (vermisst diesen unsäglichen Klotz jemand, wenn er weg wäre?), den neuen Berliner Flughafen (irgendwie funktioniert der Flugverkehr bislang ja auch ohne ihn) oder auch der neue, tiefergelegte Stuttgarter Bahnhof (hübsch, aber unnötig) sind Millionen und Milliarden da. Sie werden ja auch nicht aus den klammen kommunalen Töpfen finanziert. Aber warum wird das Geld so sinnlos investiert? Die Liste ließe sich mit dem Schwarzbuch des Bundesder Steuerzahler beliebig erweitern.

Unfassbar viele Milliarden gehen so flöten oder werden in Projekte investiert, die keine gesellschaftliche Rendite bringen. Aber jeder in unsere Kinder und deren Erziehung und Ausbildung investierte Euro bringt der Gesellschaft Mehrwert. Und besser betreute Kinder entlasten die berufstätigen und damit gesellschaftlich wertschöpfenden Eltern. 

In Rumänien war Erzieher/in zumindest früher ein Beruf für den man studieren musste. Auch wenn Erzieher/innen keine Grundlagen-Forschung für nachhaltige Energiegewinnung betreiben, so ist ihr Beruf dennoch anspruchsvoll – und wenn wir sie ihn gut machen lassen, werden vielleicht ein paar mehr ihrer Schützlinge geniale Erfinder. 


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