Die Angestellten von Kindertagesstätten werden wieder
streiken. Das ist ärgerlich für die vielen berufstätigen Eltern. Für manche der
betroffenen Eltern ist das sogar existenzbedrohend, nämlich dann, wenn deren Arbeitgeber
ihnen keine Möglichkeit geben, beispielsweise zeitweilig von zuhause aus zu
arbeiten oder ihre Kinder mit zur Arbeit zu nehmen.
Der Grund für die erneute Streikankündigung von Ver.di ist
der Schlichterspruch, dessen Inhalt die Gewerkschaftsmitglieder als zu kurz gesprungen
ablehnen, denn dieser sieht Gehaltserhöhungen zwischen 2 und 4,5 Prozent vor –
also einen besseren oder schlechteren Inflationsausgleich. Eine Lohnerhöhung
verhält sich auch immer relativ zum Einkommen. Wer bei 9.000 Euro brutto 3
Prozent mehr bekommt, sieht auf seinem nächsten Gehaltszettel 270 Euro mehr. Nicht
rasant viel, aber immerhin. Was aber verdienen Kita-Angestellte?
„Laut Lohnspiegel der Hans-Böckler-Stiftung verdienen
Erzieherinnen im Durchschnitt brutto monatlich 2540 Euro in Westdeutschland und
2340 Euro in Ostdeutschland.“ (Quelle n-tv)
„Berufseinsteiger in Vollzeit beginnen laut Hocke nach vier bis fünf Jahren Ausbildung mit einem Verdienst von durchschnittlich 2069 Euro brutto.“ (Quelle Focus)
Bei 2500 brutto sind 2,5 Prozent mehr Gehalt 52,50 Euro mehr – brutto. Die also eher mickrigen 2,5-4 Prozent Gehaltserhöhung waren einigen Arbeitgebern schon zuviel, so dass sie drohten selbst die nicht zu zahlen.
Aber das sind nur Zahlenspiele. Was ich damit zeigen will:
Erzieher/innen verdienen in der Regel weniger als 1500 Euro netto im Monat,
wenn sie Vollzeit arbeiten, was viele von ihnen nicht mal können, weil sie selbst
Kinder haben. Ein Chauvi denk sich dabei: Macht ja nichts, solang der Mann bei Bosch
gutes Geld verdient, reicht das doch für ein paar Extras. Richtig ist aber: Eine
alleinerziehende Erzieherin ist relativ am Arsch. Sie verhungert nicht mit
ihrem Kind, aber die tägliche Mangelwirtschaft, insbesondere in großen Städten
wie Hamburg und Stuttgart, wo die Kaltmiete pro Quadratmeter die 10 Euro-Marke
längst geknackt hat, erinnert diesen Berufsstand daran, dass ihr Job offenbar nicht
viel wert ist.
Das kann und darf nicht sein. Für unfassbar teure und
unnötige Projekte wie die Elbphilharmonie (vermisst diesen unsäglichen Klotz jemand,
wenn er weg wäre?), den neuen Berliner Flughafen (irgendwie funktioniert der
Flugverkehr bislang ja auch ohne ihn) oder auch der neue, tiefergelegte Stuttgarter
Bahnhof (hübsch, aber unnötig) sind Millionen und Milliarden da. Sie werden ja
auch nicht aus den klammen kommunalen Töpfen finanziert. Aber warum wird das
Geld so sinnlos investiert? Die Liste ließe sich mit dem Schwarzbuch des Bundesder Steuerzahler beliebig erweitern.
Unfassbar viele Milliarden gehen so flöten oder werden in
Projekte investiert, die keine gesellschaftliche Rendite bringen. Aber jeder in
unsere Kinder und deren Erziehung und Ausbildung investierte Euro bringt der
Gesellschaft Mehrwert. Und besser betreute Kinder entlasten die berufstätigen
und damit gesellschaftlich wertschöpfenden Eltern.
In Rumänien war Erzieher/in zumindest früher ein Beruf für
den man studieren musste. Auch wenn Erzieher/innen keine Grundlagen-Forschung für
nachhaltige Energiegewinnung betreiben, so ist ihr Beruf dennoch anspruchsvoll –
und wenn wir sie ihn gut machen lassen, werden vielleicht ein paar mehr ihrer
Schützlinge geniale Erfinder.
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